Der heilige Hadubrand von Gnaknatarr

Der heilige Mondrarocks

Nördlich der kleinen Gebirgskette am Herzogssitz von Mondrarock liegt das Dorf Gnaknatarr. Eher an der Grenze zum Niemandsland zwischen dem heutigen Drakensteiner Reich und den Orklanden gelegen, erfreute sich Gnaknatarr jedoch nur weniger Jahre nach seiner Gründung eines freudvollen Aufstiegs. Ein Fuhrhaus wurde gebaut und per herzoglichem Dekret wurde Gnaknatarr vom Zoll befreit und als freie Stadt bezeichnet. Handelsfahrende, insb. aus dem Bretonischen Reich, nutzen fortan Gnaknatarr fortan als Zwischenhalt und Rast auf dem Weg in die südlichen Gefilde der Mittellande.

 

Doch kamen nicht nur Waren und Geld nach Gnaknatarr sondern auch Laster und Verderben. Bald schon entwickelte sich das einst bescheidene Städtchen in einen regelrechten Sündenpfuhl in dem der Wein schneller und reichlicher floss als das Wasser im nahen Fluss. Huren, Hehler und andere Halunken waren in den Gassen zu finden. Durch das fremde Geld wurde die Stadtwache gekauft und selbst der Abt der hiesigen Ordonskirche ließ sich mit Gold und Dukaten umgarnen.

 

Ein junger Wandernovize kam nun nach Gnaknatarr. Beseelt vom Wunsch nur Ordon zu dienen und seinem Werk den zu bereiten klopfte er an die Tore der Abtei und bat um Unterkunft für eine Weile. Der Wunsch wurde dem jungen Mann, der sich selbst Hadubrand nannte gönnerhaft gewährt. Doch war das Gewähren nicht von kirchlicher Brüderlichkeit sondern vielmehr von Hochmut geprägt. Schlimmer noch in der dritten Nacht Bekam Hadubrand mit, wie drei Hübscherinnen kichernd und gigelnd aus der Kammer des Abtes kamen. In der neunten Nacht schlussendlich kam Hadubrand zu Ohren, dass ein Zugereister aus dem fremden Ländern sich an schwarzem Hexenwerk zu schaffen machte. Hadubrand aufrecht und zielstrebig im Sinne der Ordnung brachte diesen Punkt zur Anklage beim Abt. Doch der Abt wiegelte ab, zu satt war dieser, zu gewöhnt an die Annehmlichkeiten, die die Korruptheit mit sich brachte. Nicht mal den Vogt der Stadt oder gar die Wache konnte Hadubrand überzeugen.

 

Eine Woche verging. In stillem Gebet in seiner Kammer verdammte sich Hadubrand zum Fasten und bat Ordon um Rat, was zu tun sein. Im Laufe der vielen Gebetsstunden wuchs ein Gedanke in ihm heran und manifestierte sich zu einem festen Vorhaben. Gnaknatarr musste geläutert werden.

 

In der sechzehnten Nacht nahm sich Hadubrand einen Eimer Pech und acht Fackeln. Nach dem Gebet zur Entfachung der heiligen Flamme Ordons legte er an acht Stellen des Lasters und des Schandwerks Feuer in Gnaknatarr. Mit dem Zorne Ordons ging Gnaknatarr in Flammen auf. Die Sünder und Ketzer verdammten elendig im heiligen Feuer. Auf dem Hügel vor der Stadt stand Hadubrand mit seinem Wanderstab den ein Ordonsrad krönte. Jeder Flüchtende aus Gnaknatarr knieten vor ihm nieder und legten im lodernden Feuerschein die Beichte ab. Hadubrand sprach: „Das Feuer hat Dich geläutert, Du hast Deine Sünden erkannt und benannt und gibst Dich der Gerechtigkeit Ordons hin. Erhebe Dich, blicke auf Gnaknatarr und bezeuge von heute an, dass Hexenwerk und Ketzerei niemals ungesühnt bleiben. Ordon ist mit Dir, doch die Häretiker die sich ihm entsagen werden brennen in seinem Feuer.“ Mit diesen Worten reichte er jedem Bereuenden eine Kelle mit Wasser.

 

Im Morgengrauen begann der Regen und verlöschte die Feuer. Gnaknatarr war niedergebrannt und vernichtet. Die Jahre vergingen. Hadubrand, mittlerweile selber Abt, kehrte zurück nach Gnaknatarr und baute mit einigen Glaubensbrüdern und –schwestern eine neue Abtei auf dem Hügel, auf dem er einst die Beichte abnahm. Rund um die Abtei entstand neues Leben, doch erinnerte man sich stets an das Schicksal des alten Gnaknatarrs.

 

Dies war die Geschichte von Hadubrand, der heilige Hadubrand der Gnaknatarr einst mit dem heiligen Feuer Ordons läuterte und es damit vor der ewigen Verdammnis errettete.